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Totale Brutentnahme – eine Erfahrung mit Licht und Schatten

In diesem Jahr habe ich mich erstmals an die totale Brutentnahme gewagt. Dabei wird die gesamte Brut aus dem Volk entnommen und in eine separate sogenannte Brutscheune gestellt. Die Bienen, inklusive Königin, werden in eine neue Beute abgekehrt, die frischen Mittelwände und Futter enthält. Das Volk beginnt sozusagen bei null und baut seinen Stock komplett neu auf.

Der große Vorteil dieser Methode liegt zum einen in der Hygiene: Mit dem neuen Wabenwerk werden mögliche Krankheitserreger oder Viren im alten Wachs ausgeschlossen. Zum anderen spielt die Varroa-Bekämpfung eine wichtige Rolle. Die Milbe vermehrt sich in erster Linie in den Brutzellen. Entfernt man die Brut, nimmt man ihr die Grundlage und schafft im Volk eine brutfreie Phase. Ein solches Volk kann dann besonders effektiv mit organischen Säuren behandelt werden. Meist wird Oxalsäure eingesetzt, ich habe mich diesmal jedoch für Milchsäure entschieden. Sie gilt als etwas milder und wird von den Bienen besser vertragen, ist dafür aber vermutlich auch nicht ganz so stark in der Wirkung.

Die Brutscheune selbst lässt sich ebenfalls behandeln, bevor man die Bienen wieder zurücksetzt. In meinem Fall war das allerdings nicht möglich, da ich die Brutscheune auflösen musste. Der Grund: Offenbar waren dort zu wenige Bienen, um die Brut ausreichend zu pflegen und die Waben zu verteidigen. Es kam zu Räuberei durch andere Völker, die versuchten, an die in den Waben vorhandenen Futterreste zu gelangen. Der gesamte Stand war voller Unruhe und Hektik, die Stimmung aggressiv und nervös – für mich ein klares Zeichen, dass das so nicht funktionieren konnte.

Schweren Herzens habe ich die Brutscheune schließlich aufgelöst. Das war der Teil des Experiments, der nicht gut gelaufen ist. Aber: Jede Erfahrung bringt Erkenntnisse. Ich habe viel gelernt und werde die Methode im kommenden Jahr mit einigen Anpassungen erneut ausprobieren. Wahrscheinlich werde ich die Brutscheune dann deutlich kräftiger ausstatten und sogar eine ältere Königin dazusetzen, sodass daraus vielleicht ein weiteres Volk entsteht, das ich über den Winter führen kann. So hätte ich die Möglichkeit, die Bienen zu behalten und gleichzeitig gesunde Völker zu stärken.

Die Bekämpfung der Varroamilbe ist unter Imkern nach wie vor ein zentrales Thema. Manche greifen dabei auch auf chemische Mittel zurück, die in Deutschland gar nicht zugelassen sind. Bis es hoffentlich einmal eine natürliche Varroa-Resistenz der Bienen gibt, bleibt die Varroabehandlung eine der wichtigsten Aufgaben im Jahresverlauf. Wenn ihr also mit Imkern ins Gespräch kommt, fragt ruhig einmal nach, wie sie die Varroa-Bekämpfung handhaben – es ist ein spannendes, aber auch herausforderndes Thema.

Mein Fazit: Die totale Brutentnahme bietet große Vorteile bei Hygiene und Varroa-Bekämpfung. Gleichzeitig zeigt sie, dass Theorie und Praxis nicht immer nahtlos ineinandergreifen – und dass Erfahrung, Geduld und Anpassung entscheidend sind.

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