|

Alle Erwartungen übertroffen

Das beschreibt den Samstag wohl am Besten: „Die Bienen haben alle Erwartungen übertroffen!“ Das war wirklich ein langer toller Tag. Um 7:45 waren wir auf dem Lehrgrundstück des Imkervereins Heidelberg, auf welchem ein Volk steht. Dort haben wir drei Honigräume eingesammelt, was gar nicht so einfach war, denn die mussten noch von Bienen befreit werden. Am Abend zuvor hatten wir zwar eine Bienenflucht eingesetzt, die wie eine Einbahnstrasse funktioniert. Die Bienen können nur aus dem Honigraum runter in den Brutraum laufen, aber nicht mehr nach oben in den Honigraum. Trotz dieses kleinen Hilfsmittels waren noch viele Bienen im Honigraum. Die Bienen wurden also in zwei Runden von den jeweils 10 Honigwaben pro Honigraum abgefegt. Das dauerte zu eine halbe Stunde, so dass wir gegen 8:30 im Nordgarten bei den Bienen waren. Das gleiche Spiel hier nochmals und dann war der ganze Honig, der sich in den Zellen auf der Wabe im Honigraum befindet im Auto. Da mit dem Volk im Nordgarten ein Ableger gemacht wurde, waren hier zwei Honigräume gefüllt, anstelle den dreien vom Lehrgrundstück.

Im Südgarten angekommen, wurde dann aufgebaut und die Honigschleuder noch ausgewaschen. Die Honigräume blieben zunächst im Auto, so dass sie sich in der Sonne noch leicht erwärmen konnten. Die Hoffnung war, dass ein etwas wärmerer Honig flüssiger sein könnte. Bei uns gab es aber erstmal ein Schokoladencroissant und Kaffee. Alle Schritte wurden bei dem kleinen Frühstück nochmals detailliert durchgegangen. Die Vorfreude war sehr groß, aber auch etwas Anspannung, ob wirklich alles passt, ob alles sauber ist und wo Knackpunkte im Arbeitsablauf sein könnten. Denn es war das erste mal und über YouTube Videos ging unsere Erfahrung nicht hinaus. Der Ablauf war folgendermaßen, die Honigräume stehen auf der Küchenzeile, wobei die Waben von dort direkt auf das Entdeckelungsgeschirr gestellt werden können. Das Entdeckelungsgeschirr erlaubt das Ablegen von zwei Waben, so dass zwei Leute parallel arbeiten können. Die Wachsdeckel wurden mit einer Entdeckelungsgabel abgehoben und in einen Eimer gestreift. Die offenen Waben gingen dann entweder direkt in die Schleuder oder wurden auf einer speziellen Halterung zwischengeparkt. Das Entdeckeln der Zellen erforderte etwas Übung, ging dann aber doch ganz zügig von der Hand.

Nach einiger Zeit war die Schleuder voll mit neun geöffneten Honigwaben gefüllt. Wie aufregend, jetzt ist alles startklar und gleich dreht sie sich. Die Kurbel mit dem Holzgriff wurde in die Hand genommen und zunächst langsam im Uhrzeigersinn angeschoben, dann etwas schneller und da waren sie, die ersten Fäden des dünnflüssigen, reinen Honigs. Dieses Gold aus den Blumen, der kondensierte Nektar. Wir waren so begeistert von dieser Drehbewegung, der Fliehkraft, die den Honig aus den Zellen drückt, dass wir gar nicht bemerkten, dass der erste Honig schon ganz sanft und schwermütig durch das Sieb in den Eimer floss. Regelrecht heimlich. Die Kunst schien darin zu bestehen, so schnell zu schleudern, dass der Honig „fliegt“ die Schleuder aber nicht anfängt zu Tanzen, sondern ruhig stehen bleibt. Das ging aber alles ganz gut von der Hand und so wurden dann die 50 Rähmchen aufgearbeitet. Am Ende floss der Honig in sage und schreibe drei Eimer. Und wo war die Zeit hin? Es war 15:00 als wir das erste mal so richtig auf die Uhr schauten. Ein kompletter Tunnel in dem wir uns befanden. Ein ziemlich klebriger Tunnel, denn irgendwie schien am Ende überall der Honig zu sein. Zum Glück lässt er sich einfach mit Wasser wieder abspülen.

Nach einem Mittagessen, wobei es zum Nachtisch Weißbrot mit Butter und frischem, aromatischen Honig gab, wurden die ausgeschleuderten Honigräume wieder in den Nordgarten gefahren und auf die Bienenbehausungen gesetzt. Die Bienen klettern dann hinein und sollen den restlichen Honig ausschlecken. Da war ich gespannt ob das klappt, dazu aber in den nächsten Tagen mehr.

Wir haben dann aber auch den Ableger durchgeschaut, da wir die Königin noch nicht gesehen hatten und dann war sie da, die Königin! Nachdem wir sie nun nach mehrmaligem durchschauen nicht gesehen hatten, schien sie vom Honigduft hervorgelockt und zeigte sich. Sie wurde dann direkt eingefangen und mit einem roten Punkt markiert. Das war diesmal in Zusammenarbeit und klappte deutlich besser als beim ersten Versuch.

Es war jedenfalls ein super toller, arbeitsreicher Tag. Er hatte sich wirklich doppelt gelohnt und wir konnten mit einem breiten Grinsen nach Hause fahren.

Ähnliche Beiträge